Von der Gründung des Seminars der Höheren Fachschule für Katechese und Seelsorgehilfe zur Abendrealschule

Seit der Gründung des Seminars für Mädchen und junge Frauen im Oktober 1955 gab es auch Bewerberinnen ohne Mittlere Reife, für die in den ersten Jahren eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde. Seit 1958 versuchte man dem Problem durch die Einführung eines Vorkurses gerecht zu werden, durch den die Schülerinnen in einem, später in eineinviertel Jahren, auf die Abschlussprüfung an der damaligen Mädchenmittelschule vorbereitet wurden. Diese wurde in den Jahren 1959 – 1967 bei den Armen Schulschwestern am Mariahilfplatz in München durchgeführt.

Anlass zur Veränderung dieser Praxis war die Tatsache, dass sich zunehmend auch junge Männer um eine Teilnahme am Seminar bemühten, die keine Mittlere Reife besaßen. In den bestehenden Vorkurs konnten diese Bewerber nicht integriert werden, da sich die Lehrpläne der Knabenmittelschulen stark von denen für Mädchen unterschieden. Aus diesem Grund wurde in kirchlichen Kreisen die Notwendigkeit erkannt, die Prüfungen eigenständig durchzuführen und den Vorkurs als eine eigene Institution des 2. Bildungswegs, als Tages-Realschule in Kurzform für Erwachsenen einzurichten. In einer Konferenz der bayerischen Bischöfe wurde auf der Sitzung vom 18./19. März 1970 in Freising beschlossen, diesen Vorkurs am Seminar für Katechese und Seelsorgehilfe zu einer Einrichtung des zweiten Bildungswegs auszubauen.

„Die Konferenz beschließt die selbständige Einrichtung einer Abendrealschule mit Tagesunterricht (Zweiter Bildungsweg) zur Erlangung der Mittleren Reife aufgrund der `Verordnung über Abendrealschulen vom 4.8.1969´ des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Diese Abendrealschule gilt als Ersatzschule im Sinne des Privatschulgesetztes.“

(aus einem Schreiben von Julius Kardinal Döpfner an das Katechetische Seminar vom 10. April 1970)

Nachdem in einigen Schreiben noch über den Namensgeber der künftigen Schule debattiert worden war – neben Romano Guardini wurde auch noch Angelo Giuseppe Roncalli / Papst Johannes XXIII. in Erwägung gezogen – wurde die neue Schule als „Romano-Guardini-Abendrealschule“ im Amtsblatt für das Erzbistum München und Freising (Nr. 110 / Ausgabe 16/1970 vom 15. Mai 1970) offiziell vorgestellt und es wurde als Ziel definiert,

„berufstätigen Personen eine Möglichkeit zu eröffnen, nach abgeschlossener Berufsausbildung sich die Voraussetzungen für den Zugang zum Beruf des Katecheten, der Seelsorgshelferin, des Sozialarbeiters bzw. des Sozialpädagogen zu erwerben.“(Zit, n.: Amtsblatt Nr. 110 / 1970. a.a.O.)

Die Fachoberschule Romano Guardini

Parallel zu dieser Entwicklung wurde vonseiten der Bischofskonferenz auch die Einrichtung einer Fachoberschule vorangetrieben.

Im Protokoll der schon oben erwähnten Bayerischen Bischofskonferenz vom 17./18. März 1970 wird betont, dass „die Errichtung einer kirchlichen Fachhochschule die Errichtung einer kirchlichen Fachoberschule voraussetzt.“

In seinem Schreiben an die Hochwürdigsten Herren Bischöfe der bayerischen Diözesen vom 25. Mai 1970 betont Julius Kardinal Döpfner weiter, dass es auf der Basis der Beschlussfassung des Landtags, dass zum September 1970 sowohl Fachhochschulen als auch zweistufige Fachoberschulen (mit einem 11. und 12. Schuljahr) gegründet würden, ratsam sei,

„dass die katholische Kirche wenigstens die eine von der Freisinger Bischofskonferenz grundsätzlich beschlossene Fachoberschule (eine 11. Klasse) ebenfalls im Herbst 1970 errichtet“.Der Kardinal sieht es als „glücklichen Umstand“an,

„dass die kirchliche Fachoberschule mit der Abendrealschule (mit Tagesunterricht) räumlich und personell gekoppelt werden kann.“

Des Weiteren betont der Vorsitzende der bayerischen Bischofskonferenz,

„dass die kirchliche Fachoberschule als Zubringerschule für die Fachhochschulen eine besondere Bedeutung erlangen wird unabhängig davon, ob von kirchlicher Seite eine Fachhochschule eingerichtet wird oder nicht.“

In einer Sitzung am 2. Juli 1970 im Seminar für Katechese und Seelsorgehilfe protokolliert Herr S. Hundmeyer wesentliche Punkte zur Gründung der neuen Fachoberschule. Unter Punkt 4. werden dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus neben dem Namen „Fachoberschule Romano Guardini“, auch die Namen „Ketteler Fachoberschule“ oder „Bischof Sailer Fachoberschule“ vorgeschlagen.“

In einem Schreiben von Herrn Direktor Hermann Zeit vom 14. August 1970 an die Regierung von Oberbayern wird daraufhin bestätigt, dass die „Fachoberschule für Sozialwesen […] von der Erzdiözese München und Freising getragen [wird].“

Weiter heißt es hier: „Die Höheren Fachschulen für Sozialarbeit der Kath. Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern sind von dem Kath. Schulkommissariat beauftragt worden, die Fachoberschule für Sozialwesen aufzubauen. Verantwortlich ist Frau Dr. Krause und der Klassenleiter ist Herr Dr. Kögel. […] Die Fachoberschule für Sozialwesen wird in dem Gebäude (Aulagebäude) untergebracht, in dem auch die Romano-Guardini-Abendrealschule untergebracht ist. […] Es ist beabsichtigt, die Fachoberschule […] personell mit der Romano-Guardini-Abendrealschule unter der Leitung von Herrn Dr. Vogler, dem Leiter der Abendrealschule, zu kombinieren.“(Zit.n.: Zeit, Hermann a.a.O.)

Der Unterricht an der Fachoberschule Romano Guardini begann am 15. September 1970 um 8.00 h in den Räumen der Preysingstraße 83 in München-Haidhausen. Als Schulgeld wurde damals in einem schreiben vom Domakapitular-Coadjutor Fritz Bauer 50 DM pro Monat festgesetzt (Schreiben an das Staatsministerium für Unterricht und Kultus vom 6.8.1970 / AZ: 2-13/914)

Frau Dr. Martha Krause, die Direktorin der Ellen-Amman-Schule im Verein Kath. Bildungsstätten e.V., übernahm in der Folge zusammen mit Herrn Dr. Willy Kögel den Aufbau der Schule. Bereits im folgenden Schuljahr wurden die beiden Schulen unter die gemeinsame Leitung von Herrn StD i.K. Dr. Michael Vogler gestellt, der diese, zusammen mit seinem Stellvertreter Herrn StD i.K. Dr. Günther Vogg, bis zu seinem pensionsbedingten Ausscheiden im Juli 2000 leiten konnte.

Aufgrund mangelndem Zuspruchs wurde 1996/97 der letzte Jahrgang der Abendrealschule mit nur noch acht Schüler/innen zum Abschluss gebracht. Die Fachoberschule hingegen konnte – entgegen den ursprünglichen Planungen von Herrn Direktor H. Zeit, die er in seinem Schreiben vom 14.8.1970 verankerte, nicht in den Unterrichtsjahren 1971/72 bzw. 1972/73, sondern erst 1998/99 zweizügig ausgebaut werden.

Inzwischen hat sich die Schule, die seit dem Schuljahr 2000/01 von Herrn StD i.K. Bernhardt Lange geleitet wurde, unter dem neuen Namen – Kath. Romano-Guardini-Fachoberschule für Sozialwesen – etabliert, dies zeigen die ständig steigenden Schüler/innen- und Bewerber/innenzahlen von bis zu hundert Anfragen für die jeweils ca. sechzig neuen Schulplätze, die pro Jahr neu vergeben werden können.

2009 konnte die Schule erstmals mit einer im ersten Durchgang nur genehmigten 13. Jahrgangsstufe eine Klasse zur allgemeinen Hochschulreife führen. Aufgrund des Erfolgs in dieser Prüfung erlangte diese Klassenstufe bereits für das folgende Schuljahr 2010/11 die staatliche Anerkennung.